Hufe

Hier fehlte die letzten Monate eine Hufbearbeitung. Die zu lange Wand am rechten Vorderhuf ist weggebrochen und aufgesplittert. Neben engmaschigeren Bearbeitungsabständen sollte auch die Ernährung überprüft und optimiert werden. Ballen, Strahl und Sohle waren gut.

 

 

Derselbe Huf nach der Bearbeitung. Der seitliche Spalt wird rauswachsen. Die Bearbeitungsintervalle sind vorläufig auf 3 – 4 Wochen festgesetzt, bis die weiße Linie geschlossen ist.

 

Ein Hufabszess ist dabei, heraus zu wachsen. Der Abszess ist vor 8 Monaten am Kronsaum aufgebrochen und als vertikaler Spalt deutlich sichtbar mit der Hornkapsel herunter gewachsen. 

 

 

 

 

Der rötliche Ring weist auf eine Saumlederhautentzündung vor 6 Monaten hin, die etwa 4 Wochen anhielt. 

 

Symptom Hufrehe

Hufrehe, sehr häufig das Symptom einer Stoffwechselentgleisung, ist ein sehr komplexes Thema, das ich hier stark vereinfacht beschreibe.

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Belastungsrehe

Das typische Bild, das man für diese Form der Hufrehe vor Augen hat, sind aus dem Stall ausgebrochene Pferde, die kilometerlang panisch über Asphalt galoppiert sind, sich die Hufe bis Sohlenniveau und darüber hinaus abgeraspelt haben und eine mechanische Schädigung des Hufbeinträgers durch die hohe Belastung (im Galopp wirken Kräfte bis zu 1 Tonne) verursacht wurde.

Ein weiterer Grund für eine Belastungsrehe ist eine Schädigung des gegenüberliegenden Beines. Sei es ein Sehnenschaden, ein langwieriger Abszess, eine Griffelbeinfraktur oder ähnliches an einem Vorderbein. Hierbei muss das gesunde Bein deutlich mehr Last aufnehmen. Bei derartigen Schäden ist es also wichtig, auch das gesunde Bein, bzw. den gesunden Huf zu unterstützen. Bei den Hinterhufen treten diese Probleme selten auf, da hinten deutlich weniger Last aufgenommen wird und öfter entlastet (schildern) wird.

Die Haltung spielt ebenfalls eine Rolle. Lebt das Pferd in einem Offenstall mit abriebstarken Böden (Beton oder Beton/Sand), so dass die Hufe mit dem Wachstum nicht nachkommen, muss ein Hufschutz her oder der Stall muss optimiert werden.

Belastungsrehen können auch schleichend über Monate hinweg entstehen. Zum Beispiel bei einem stark übergewichtigen Pferd mit normalen Leber-Nierenwerten, einem schweren Reiter mit untrainiertem Pferd, oder einer Kombination aus beiden. Auch bei nicht zielführend und gedankenlos bearbeiteten Hufen (es wird in die lebende Sohle ein Sohlengewölbe geschnitten, Wandüberstand wird trotz flacher Sohle auf Sohlenniveau geraspelt, Strahl wird massiv gekürzt usw. usf.) wird oft Hufrehe diagnostiziert, oftmals handelt es sich hierbei allerdings eher um eine Sohlenlederhautentzündung.

Bei Belastungsrehen sind meistens nur ein oder zwei Hufe betroffen. Die Heilungschancen dieser Art der Hufrehe sind sehr gut.

Links ein typischer Rehehuf mit hoher Trachte und langer Zehe. Rechts nach der Bearbeitung. Besser, aber noch lange nicht belastbar und gesund.

 

Vergiftungsrehe

Bei uns in der Gegend die häuftigste Form der Laminitis. Die Entgiftungsorgane Darm, Leber und Niere sind überfordert und arbeiten am Limit. Für die Entgiftung werden die sekundären Entgiftungsorgane Lunge (Husten), Haut (Ekzem) und Hufe (Abszesse, Einblutungen) in Anspruch genommen. Häufig durch jahrelange, nicht optimal ans Pferd angepasste Fütterung (Müsli & Co.), aber auch schlechtes Wasser (belastetes Brunnenwasser), zu viel zu fruktanreiches, rohfaserarmes Heu, zu trockene Heulage, Graswüsten (Weiden hauptsächlich aus deutschem Weidelgras) oder zu viele verschiedene, synthetische Futtermittel – in Folge dann eine Überversorgung mit Mikronährstoffen und andere Fütterungsfehler – können zu einer Hufrehe führen.

 

Was passiert im Huf

Pferde sind Zehenläufer, sie laufen auf dem untersten Zehenknochen, dem Hufbein, das umgeben ist von Kollagenfasern, Blutgefäßen, verschiedenen Lederhäuten (Sohlenlederhaut und Lamellenlederhaut) und der Hornkapsel. In Position gehalten wird das Hufbein vom Hufbeinträger, eine Bezeichnung, die es im Amerikanischen z.B. nicht gibt und alle Strukturen inklusive der tiefen Beugesehne, der oberflächlichen Beugesehne und der Strecksehne beinhaltet. Eine besondere Rolle spielt hierbei die Lamellenlederhaut, die aus primären und sekundären Lamellen besteht und eine starke Verbindung mit der Hornkapsel, auf deren Innenseite sich ebenfalls Lamellen befinden, eingeht. Vergleichbar mit einem sehr starken Klettverschluß (reißt man eine Hornkapsel von einem Kadaverhuf ab, hört es sich tatsächlich auch an, als wenn man einen Klettverschluß aufreißt). – Gelangen Giftstoffe/Abbauprodukte über den Blutkreislauf in diese empfindlichen Strukturen, zerfasern diese Zellstrukturen, Kollagenfasern u.a. bilden sich und die Verbindung zur Hornkapsel löst sich, die Hornkapsel schiebt sich durch das Pferdegewicht und den Bodengegendruck nach oben, es entsteht eine Hufbeinsenkung. Jede stoffwechselindizierte Hufrehe beginnt mit einer Senkung.

Eine Laminitis ist demnach keine Entzündung im Huf, worauf die Endung „-itis“ fälschlicherweise hindeutet, sondern eine Zusammenhangstrennung der Hornkapsel mit den inneren Strukturen auf molekularer Ebene.

Je nach Sohlenstärke zeigt das Pferd in diesem Stadium nicht immer Schmerzen, hat sie jedoch.

 

Wie erkenne ich eine Hufbeinsenkung

Am zuverlässigsten ist ein gutes Röntgenbild. Gut bedeutet: seitlich, beide Vorderhufe auf je einer Erhöhung mit möglichst senkrechtem Röhrbein. Der Röntgenleitstrahl sollte auf das vordere Drittel des Hufbeins gerichtet sein (nicht mittig Huf), eventuell auch Markierungen Strahlspitze und oberer Rand der Hornkapsel.

Auf diesem Röntgenbild ist die Hufbeinsenkung sehr deutlich zu sehen. Die Hornkapsel ist 1 cm höher gerutscht, als sie sein sollte. Bei einem gesunden Huf sitzt die Oberkante der Hornkapsel auf Höhe des Strecksehnenansatzes, etwas unterhalb des Gelenkspaltes zwischen Kronbein und Hufbein. Entlang des Hufbeinrückens ebenfalls deutlich zu sehen, ist der zerstörte Hufbeinträger, der wie ein Schattenbild des Hufbeins in der korrekten Position aussieht.

 

Da das Fluchttier Pferd Schmerzen sehr lange aushalten kann, ohne sie zu zeigen, ist es wichtig, dass jeder Pferdebesitzer die Hufe seines Pferdes kennt und Veränderungen erkennen kann. Ein gesunder Huf hat ein schönes Sohlengewölbe, d.h. der Huf sieht von unten aus, wie eine kleine Schüssel. (Bei jedem Pferd unterschiedlich, da die Sohle sich an der Form des Hufbeins anpasst). Der Strahl ist breit, stark, tragfähig und entspricht in der Länge etwa zwei Drittel des Hufes. Das vordere Drittel des Hufes wird als „Zehe“ bezeichnet.

Bei einer Hufbeinsenkung flacht das Sohlengewölbe ab, der Huf wird insgesamt breiter und länger. Das Verhältnis Strahl – Zehe verändert sich, die Zehe wird länger. Spätestens jetzt muss die Hufbearbeitung überdacht und verändert werden. Die mögliche Ursache muss gefunden werden und abgestellt werden, möglichst bevor das Pferd Lahmheiten zeigt.

Schreitet die Senkung voran, kann man deutlich den oberen Rand der Hornkapsel am Kronrand fühlen. Bei einem gesunden Pferd ist der Übergang fliessend.

 

Vorbeugen ist besser, als heilen

Das sagt sich leicht, aber manchmal wird man in Bezug auf sein Pferd betriebsblind. „Ja, es ist zwar etwas moppelig, aber das ist ja rassetypisch.“ „Der Mähnenkamm muss so sein, ist halt ein hengstiger Wallach.“ – Es gibt sehr klare Anhaltspunkte, an denen man erkennen kann, ob sein Pferd übergewichtig ist, der sogenannte Body Condition Score (BSC). Hierbei werden sechs Körperregionen nach ihrem Ernährungszustand beurteilt und auch die Rasse findet Beachtung.